Ein Leak erschüttert die Streaming-Welt: Eine bisher noch unbekannte Hackergruppe veröffentlichte am 6. Oktober 2021 auf einem Imageboard 125 GB sensible, interne Daten der Livestreaming-Plattform Twitch. Nach eigenen Aussagen habe die anonyme Gruppe Twitch „komplett“ gehackt. Die unbekannten Hacker teilten mit, dass die Community „eine giftige Jauchegrube“ sei, weshalb man versucht habe, den Betrieb zu stören und die Konkurrenz im Online-Streaming-Markt zu fördern.
Was sind die Inhalte der Leaks?
Neben den Quellcodes der Konsolen-, Mobil- und Desktop-Apps enthält der Leak eine lange Liste an Namen von Streamer*innen mitsamt der auf den Cent genauen Auszahlungsbeträge, die sie direkt von Twitch überwiesen bekommen haben. Die Auszahlungsdaten decken den Zeitraum von August 2019 bis Oktober 2021 ab. Viele Streamer*innen haben die in der Liste aufgeführten Zahlen bereits bestätigt. So habe die Webserie Critical Role im geleakten Zeitraum mit 9,6 Millionen Dollar am meisten Geld verdient. MontanaBlack ist mit 2,4 Millionen Dollar Twitch-Einnahmen der bestverdienende deutsche Streamer. Auf ihn folgen TheRealKnossi mit 2,2 und GRONKH mit 1,5 Millionen Dollar.
Bei der Auswertung der Twitch-Einnahmen fällt auf, dass lediglich 3 Frauen in den Top 100 der Streamer*innen mit den meisten Einnahmen aufgeführt werden. Es handelt sich um Pokimane auf Platz 39, Amouranth auf Platz 48 und Sintica auf Platz 71.
Der Leak deutet zudem darauf hin, dass Twitch an einem eigenen Spielevertrieb für die Games der Amazon Game Studios arbeiten soll. Das unter dem Codenamen „Vapor“ aufgeführte Produkt könnte als eine Konkurrenzplattform zu Steam angedacht sein. Eine ZIP-Datei soll den aktuellen Source Code des Programms enthalten.
„Do not ban“-Liste
Ein weiterer pikanter Inhalt des Leaks ist die sogenannte „Do not ban“-Liste. Sie enthält Sonderregeln und Handlungsanweisungen für Twitch-Mitarbeiter*innen, sollte es zu einem Verstoß der Nutzungsregeln durch einen Account kommen. Dann folgt nicht der sofortige Ban, sondern erst eine Rücksprache oder sogar das Aussetzen des Bans.
Bekannte Namen auf dieser Liste sind Tyler1, der in seinen League-of-Legends Streams häufig durch verbale Entgleisungen auffiel, sowie Ricegum, welcher ein sogenanntes „Strip Fortnite“-Event durchführte. Verstoßen sie gegen die Regeln, folgt nicht der sofortige Ban, sondern zunächst die Weiterleitung des Falls an einen Twitch-Mitarbeiter, sowie eine Rücksprache mit den Account-Managern. Der Account Sarbandia des Twitch-CEOs Emmet Shear wird in dem Leak mit dem Hinweis „CEO – Auf keinen Fall bannen“ aufgeführt, während der deutsche Internet-TV-Sender RocketBeans TV zwei Tage lang eine Ausnahmeregel genoss, um „ein Non-Gaming-Festival“ streamen zu dürfen.
Viele Nutzer*innen vermuten schon länger, dass es solche Formen der von außen nicht nachvollziehbaren Sonderbehandlungen bei Twitch gibt. Der Leak scheint nun der Beweis für diese Vermutung zu sein.
Welche Folgen hat der Leak für dich?
Gleich vorab: Der Leak hat keinen direkten Einfluss auf dich als Twitch-Nutzer*in. Auch wenn es sich bei den bisherigen Veröffentlichungen wohl nur um den Anfang eines massiven Leaks handeln soll und mit weiteren Enthüllungen gerechnet wird, hat Twitch ausgeschlossen, dass private Login-Daten, Passwörter oder Kreditkarten-Informationen an die Öffentlichkeit gelangen werden. Dennoch solltest du darauf achten, regelmäßig deine Passwörter zu ändern.