Der Herbst 2020 war aus Gamer-Sicht geprägt vom großen Duell zwischen Sony und Microsoft. Beide Konzerne brachten ihre jeweils neue Konsolengeneration auf den Markt. Nun legt der Dritte im Bunde nach. Nintendo stellte vor kurzem eine neue Switch mit einem OLED-Display vor. Diese verfügt ebenfalls über einen neuen Standfuß, der den Komfort beim Spielen verbessern soll. Darüber hinaus hat die Docking-Station nun auch einen LAN-Anschluss.
Die Veröffentlichungen der letzten Zeit zeigen, dass die Konsolenhersteller unterschiedliche Strategien verfolgen. Immerhin gilt das Thema Cloud Gaming als ihre große Herausforderung für die Zukunft. Manche Experten sehen schon das Ende der Konsolen heraufdämmern. Das wird zwar nicht von heute auf morgen passieren, doch diese Entwicklung erscheint durchaus möglich. Schließlich wachsen die Bandbreiten im Internet immer stärker an, während sich gleichzeitig der Standard 5G aufmacht, den Massenmarkt bei den Smartphones zu erobern. Das wird die Welt der Gamer dramatisch verändern.
Eine Fitness-Konsole aus Deutschland
Die Zukunft ist virtuell. Dieses Motto wurde schon vor Jahren ausgerufen, doch nie war es so aktuell wie derzeit. Die letzten 16 Monate haben der Digitalisierung noch einmal einen gewaltigen Schub verpasst. Zahlreiche Anwendungen und Workflows wanderten wie selbstverständlich ins Netz. Was mit dem ersten Einsatz eines Virtual Reality-Geräts im Jahr 1968 begann, soll nun auch den Bewegungsmangel der letzten Monate bekämpfen. Das hat sich zumindest ein Münchner Unternehmer vorgenommen. Er setzt mit seinem selbst entwickelten virtuellen Trainer auf Gamification-Elemente.
Damit möchte er die „Sitzautomaten“ unserer Zeit zu mehr Bewegung animieren. Das erscheint gar nicht so abwegig, schließlich boomt der Markt für Virtual Reality, E-Sports und Fitnesstracker bereits seit Jahren. Sein Start-up „Fun With Balls“ hat die Sport- und Spielkonsole Limbic Active entwickelt. Diese wird an der Wand montiert und verfolgt mit Sensoren und Kameras alle Bewegungen des Spielers. Die Finanzierung erfolgte über eine Crowdfunding-Kampagne via Kickstarter. Das deutsche Beispiel zeigt, dass die Gaming-Branche kurz davor ist ihren Einflussbereich deutlich auszuweiten. Das hat auch Microsoft mit seiner Xbox längst erkannt.
Microsoft setzt voll auf die Cloud
Dort setzt man längst nicht mehr auf die Strahlkraft einer neuen Konsole, sondern voll und ganz auf den Xbox Game Pass. Der Cloud-Gaming-Service soll, wenn es nach dem Willen von Microsoft geht, zu einer Art Netflix für Games ausgebaut werden. Schon zum Verkaufsstart der Xbox Series X verkündete der Konzern seine neuen Prioritäten, nun geht es in die nächste Phase. Seit wenigen Tagen können Abonnenten den Service auch am PC und auf iOS-Geräten nutzen.
So möchte Microsoft möglichst breite Kundenschichten ansprechen und von seinem Dienst überzeugen. Dabei können Kunden auf die meisten Spiele, die im Xbox Game Pass verfügbar sind, zugreifen. Das Streamen über den PC erfolgt direkt im Webbrowser. Unter iOS –Geräten, wie dem iPhone oder dem iPad, reicht dazu der hauseigene Browser Safari. Mit diesem Schritt setzt der Konzern aus Redmond seine Konkurrenten geschickt unter Druck, denn damit verlassen die Games das „physische Gefängnis“ der Konsolen und dringen tief in bisher nicht erreichbare Märkte ein.
Nintendo hält sich bedeckt
Nintendo setzt unterdessen auf Weiterentwicklung. Damit bestätigten die sich jene Gerüchte, die seit langem kursieren. Die neue Switch trägt den Beinamen OLED-Modell. Dieser Bildschirm soll eine hellere und kontrastreichere Darstellung als bisher ermöglichen. Die alten Modelle verfügen schließlich noch über ein LCD. Gleichzeitig ist die Größe des Bildschirms von 6,2 Zoll (ca. 16 cm) auf 7 Zoll (ca. 18 cm) angewachsen. Die Auflösung bleibt jedoch gleich, sie wird auch zukünftig 720p betragen.
Nachgebessert hat man bei Nintendo auch am Gehäuse und bei der Audiowiedergabe. Der neue Standfuß ist deutlich breiter und lässt sich stufenlos verstellen. Die verbesserte Switch kommt am 8. Oktober dieses Jahres auf den Markt und wird 350 Dollar kosten. Ein neues Modell ist weiterhin nicht in Sicht. Nintendo wartet also ab und beobachtet die Entwicklung.
Sony vertraut auf die PlayStation 5
Sony hat in der Zwischenzeit ganz andere Sorgen. Die Nachfrage nach der neuen PlayStation 5 übersteigt das Angebot weiterhin deutlich. Kein Wunder also, dass der japanische Konzern 2022 seine Produktionskapazitäten stark ausweiten möchte, um den enormen Bedarf zu befriedigen. Sony-Chef Kenichiro Yoshida hat sich zum Ziel gesetzt, den Rekordabsatz der ersten PlayStation von 22,6 Millionen Geräten 2022 erstmals zu übertreffen.
Sony setzt also weiterhin voll auf die Überzeugungskraft seiner Marke und die Strahlkraft seiner Top-Games. Doch selbst ein Superhit wie Grand Theft Auto ist bereits in die Jahre gekommen. Laut Gerüchten soll bald eine Remaster-Trilogie erscheinen, auf Grand Theft Auto 6 warten die Fans weiterhin vergeblich. Ein Strategiewechsel ist bei Sony also derzeit nicht zu erkennen.